Dienstag, 27. Mai 2014

Volksentscheid Tempelhof

 Dramaturgie einer Niederlage


Der Ausgang des Volksentscheides am 25.5. hat viele Befürworter einer Randbebauung am Tempelhofer Feld schockiert. Sind die Wählerinnen und Wähler unberechenbar geworden, regieren jetzt Initiativen die Stadt? Unfug. Weder zum Tag der Abstimmung noch vorher gab es wirklich eine Mehrheit, die jegliche Bebauung auf dem Tempelhofer Feld ablehnten. Die Menschen stimmten einfach gar nicht über die vorgelegten Alternativen ab. Sie machten Politik.
 
Die Grünen: Zickzack-Kurs und eine "paradoxe Intervention"
 
Bündnis`90/Die Grünen haben in der Auseinandersetzung um Tempelhof schon unterschiedlichste Positionen hinter sich: Nach ihrem Vorschlag im grünen Wahlprogramm für eine IBA im Bereich der Oderstraße, hieß es kurz nach der Wahl: Nicht-Bebauung. Nicht viel später wieder anders: Nachdenken über eine Bebauung am Tempelhofer Damm usw.
 
Nachdem das Volksbegehren von 100 % Tempelhof erfolgreich war, ging es um die Position des Abgeordnetenhauses. Die Fraktionsvorsitzende Antje Kapek war durchaus für eine gemeinsame Haltung der Fraktionen, aber sie war wohl auch treibende Kraft bei dem spektakulären Beschluss der Grünen nachdem der Einigungsversuch gescheitert war. In einer „paradoxen Intervention" riefen die Grünen mit ihrer letzten politischen Schleife zur Abstimmung für den Gesetzesentwurf der Initiative 100 % Thf auf, setzten aber hinzu, dass sie inhaltlich zu einer späteren Korrektur des Gesetzes bereit wäre: "Wir verstehen ein JA (Anm.: zu dem Antrag der Initiative 100 % Tempelhof)  dabei vor allem als Planungs- und Baumoratorium, um in einen wirklichen Dialog über die Zukunft des Tempelhofer Feldes einsteigen zu können." Diese Position zeichnet sich erst einmal durch eine gewisse Laxheit gegenüber einem Volksentscheid aus - umso mehr, wenn man die "Basisorientierung" der Grünen betrachtet, mit der sie gewöhnlich hausieren gehen.
 
Hierfür wurden die Grünen von den Medien in einer ersten Reaktion kritisiert und ihre Position abgetan. Gleichwohl muss man feststellen: Das war das der entscheidende Schritt bei der Mehrheitsbildung. Allerdings entfaltete dieser erst kurz vor dem Wahltag seine Wirkung. Als die Menschen ihre Wahlunterlagen bekommen hatten und sich nun fragten, wofür sie eigentlich stimmen sollten, tat sich das Hintertürchen für ihre Abstimmung auf. Es war nicht mehr "gar nichts bauen" gegen "behutsam die Ränder entwickeln", es hieß nun: "so nicht!" Die Vielen, die nicht für die fundamentalistische Linie der Initiative waren, eigentlich ja auch für den Wohnungsbau, hatten einen Freifahrtschein von der Opposition. Die "Linke", die sich dieser Haltung angeschlossen hatte, verursachte damit auch im Ostteil erhebliche Bewegung. Damit war die Fragestellung des Volksentscheides erfolgreich umgedeutet. Das ist auch der Grund, warum sich die Meinungsumfragen in kürzester Zeit erdrutschartig veränderten - die über lange Zeit stabile Zustimmung für eine Bebauung fiel innerhalb von nicht einmal zwei Wochen um fast 20 %.

Die SPD begibt sich in die Isolation.
 
Die durchaus kampfeslustige, entschlossene und gut organisierte SPD musste im Verlauf der Kampagne sehr bald feststellen, dass sie von ihrem Koalitionspartner CDU lediglich einen lustlose und distanzierte Unterstützung bekam. Seit der Wahl war die SPD bei aller Kritik, die einzelne in der Partei an der Planung hatten, immer als Partei des Wohnungsbaus am Rand des Tempelhofer Feldes aufgetreten. Je mehr das Thema Wohnungsbau die Partei insgesamt dominierte, desto gradliniger wurde die Argumentation. Personifiziert wurde dies durch Stadtentwicklungssenator Michael Müller, der von Anfang bis Ende diese Debatte mit großem Engagement und Überzeugungskraft in der Öffentlichkeit führte. Gestützt wurde der Kurs durch den Landesvorsitzenden Jan Stöß, der aus seiner Position die eine oder andere Attacke gegen die Initiative fuhr. Dass alles dies am Ende nichts half, hatte allerdings seinen Grund: Der Zug hatte seine Richtung geändert. 

Die Schlüsselstellung hatten allerdings die SPD-Fraktion und ihr Vorsitzender. Dies hat vor allem seine Ursache in der Verfahrensweise: Das Abgeordnetenhaus muss über seine Fraktionen bzw. Mehrheiten darüber entscheiden, ob und wie auf ein Volksbegehren zu reagieren sei: Durch eine Ablehnung der vorgelegten Gesetzesinitiative oder durch einen eigenen Entwurf. Der Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland, hatte zu Recht in einem Interview der Berliner Zeitung vom 5. März 2014 gefordert: "Wir sollten vor Volksentscheiden als Abgeordnete frühzeitig Einfluss auf die politische Diskussion nehmen und aktiv in den Prozess der Meinungsbildung eingreifen." 
 
Ohne viel von Politik zu verstehen zu müssen, war zu erkennen: Es ging bei den Verhandlungen um die Position des Abgeordnetenhauses zum Volksbegehren nicht nur um die Entscheidung selbst. Es war nach vielen Jahren des Stillstands der Beziehungen zwischen SPD und Opposition die erste wirkliche Chance zu einer inhaltlichen Annäherung. Es war die Chance, vor allem die Grünen in die Mitverantwortung für den Wohnungsbau und damit für die Stadtentwicklung zu nehmen (wofür es bei den Grünen Anhänger, aber auch Kritiker gibt) und vielleicht sogar die Chance für ein dringend benötigtes überparteiliches Bündnis für das Wohnen in Berlin. Schließlich war es die Chance, die Regierungsoptionen endlich wieder einmal über eine große Koalition hinaus zu erweitern.
 
Diese einzigartige Situation zu nutzen war sicherlich alles andere als einfach, nicht zuletzt wegen der unterschiedlichen Verhandlungskulturen. Sie war aber dennoch nicht unlösbar, die Investition in ein weitgehendes Entgegenkommen wäre lohnend gewesen.  Doch dazu reichte der politische Horizont nicht. Der Fraktionsvorsitzende, gerade damit befasst, mögliche Rivalen aus dem Weg zu räumen, um Spitzenkandidat der SPD zu werden, hielt sich aus taktischen Gründen zurück. Stattdessen schickte er seinen Fraktionsgeschäftsführer - bisher ohne Auffälligkeiten, was das politische Fingerspitzengefühl und das Einfühlungsvermögen in andere Positionen angeht. Damit nahm das Schicksal seinen Lauf, das Scheitern war besiegelt, ohne dass jemand eingeschritten wäre. Für die SPD ein Desaster mit möglicherweise erheblichen Folgen. Nach dem Ende der Verhandlungen kämpfte die SPD wesentlich auf sich selbst gestellt, eine Situation der Isolierung entstand, die selbst durch hohen Einsatz nicht durchbrochen werden konnte.
 

Und die Moral von der Geschichte.

 
Die  Zuspitzung der Tragödie und deren Ausgang hat ihre Wurzeln nicht in einer "Sachfrage", sondern im politischen Raum. Dass es überhaupt zu dieser Entwicklung kam, liegt vor allem in der mangelnden Kultur der Beteiligung und Verständigung der Berliner Politik. Die Initiatoren von 100 % Tempelhof haben schlicht von ihrem Bürgerrecht Gebrauch gemacht. Die Antwort des Senats darauf war vor allem: Rechtfertigung. Doch Recht haben heißt bekanntlich nicht immer, Recht zu behalten. 
 
Die SPD war in einer Rolle, bei der man annehmen kann, dass sie etlichen Genossinnen und Genossen sogar gefiel: Wir sind die Einzigen und die Guten und machen es richtig. Man kann dies allerdings auch mangelndes Gespür für die Stimmung in der Stadt nennen. Da half auch nicht viel das Bündnis, das mit allen geschlossen wurde, die mehr oder weniger natürliche Verbündete des Wohnungsbaus sind. In dieser zugespitzten Situation veränderte der Paradigmenwechsel in der Fragestellung in den Wochen vor der Abstimmung die Stimmung zugunsten der Bebauungsgegner.
 
Dass in Tempelhof nun die Wohnungen nicht gebaut werden, ist nicht schön, aber zunächst einmal nicht zu ändern. Die Grünen werden erleben, dass Sie jetzt häufiger angeschaut werden, wenn es um ihren Anteil an der Verantwortung um den Wohnungsbau geht. Die SPD aber muss sich wieder politisch klar aufstellen. Und zwar bald.

Donnerstag, 20. Februar 2014

Für ein Bündnis mit den Kreativen

Die SPD muss sich um die Lebenswelten von Künstlerinnen und Künstlern kümmern


Für viele verengt sich das Thema Kultur  in Berlin auf die Frage: Brauchen wir wirklich drei Opernhäuser? Anschließend kommt dann: Und was ist mit Kitas, Schulen und dem öffentlichen Nahverkehr? Das reicht nicht, meint der Vorsitzende des Kulturforums der Berliner Sozialdemokraten, Joachim Günther.  

Kultur ist heute ein Thema in der Mitte der Gesellschaft. Auch diejenigen, die nicht zu den 3 bis 5 % der Kulturinteressierten im engeren Sinne gehören konsumieren je nach Vorliebe jeden Tag jede Menge Kultur: Als Leselektüre, im Radio, im Fernsehen und immer mehr im Netz. Musik, Romane, Filme, Serien. Es ist erstaunlich: Obgleich auch die sogenannte "Massenkultur" immer differenzierter und vielfach auch anspruchsvoller geworden ist, wird Kultur als Nischenthema angesehen. Und ein Gregor Gysi versteigt sich gar in Bezug auf seine eigene Partei zu der These, Kultur gehöre "nicht zum Markenkern der Linken".


Die Kultur als Streitpunkt

Wie falsch. Nicht nur wir werden immer mehr in kulturelle Bezüge eingebunden - die Kultur ist inzwischen auch ökonomisch zu einem wesentlichen Schlachtfeld um Märkte und Einfluss geworden, ja sie hat es "geschafft", ein Hauptstreitpunkt im Feilschen um das sogenannte Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA zu werden. Denn es wird mit Recht befürchtet, dass eine totale Liberalisierung zum Verlust vieler einheimischer Kultur- und Kunstprodukte führen wird. Und dies hätte nicht allein ideelle, sondern auch massive wirtschaftliche Folgen.


Schließlich steigt die Zahl derer, die in kulturbezogenen und künstlerischen Berufen arbeiten ständig - derzeit jährlich um ca. 4 %. Das macht absolut: 50.000 mehr "Kreative" in der Bundesrepublik Jahr für Jahr. Und davon lebt ein durchaus erheblicher Anteil in Berlin.

Viele dieser Menschen pendeln zwischen Kunst, schöpferischer Arbeit, digitaler Organisation und Produktion. Die "kreative Klasse" - häufig im Zusammenhang mit Aufwertungs- und Verdrängungsprozessen in innerstädtischen Quartieren genannt - ist in der Mehrheit aber genau Beispiel für das Gegenteil - sie ist, obgleich in der Regel gut qualifiziert - die Vorgängerin prekärer Arbeitsverhältnisse und damit so etwas wie der Dritte Stand des 21. Jahrhunderts.


Dass es nicht zuletzt kulturelle Stärken sind, von denen unsere Zukunft abhängt, wird häufig übersehen. Kulturelle Arbeit ist heute ein wesentlicher Bestandteil der gesellschaftlichen Reproduktion, der wirtschaftlichen Tätigkeit, des Wohlstandes. Es ist die Vielfalt des kulturellen Lebens, die erheblich dazu beiträgt, ein Klima der kreativen Produktion zu schaffen. So ist es geradezu paradox: Wir leben immer mehr von der Kreativität - aber viele Kreative können nicht von ihrer Arbeit leben.


Die kreativen Berufe sind daher vor allem in den Städten im Vormarsch, dort wo die SPD vorrangig ihren Anhang organisiert. Die SPD gewinnt aus dieser Klientel auch schon seit einiger Zeit neue Mitglieder. Dennoch ist keine besondere Vorliebe kreativer Klientele für die SPD zu erkennen.

Auf der anderen Seite hat auch die SPD politischen Nachholbedarf und Grund ihren Blick auf diese Klientel zu lenken, denn die soziale Situation von Kreativen deckt sich oft ziemlich gut mit dem, was sich die Partei seit jeher als soziales Credo auf ihre Fahnen geschrieben hat.


Prekäre Beschäftigung, Mindestlohn und Grundeinkommen

Wer wenig Aussicht auf eine solide sozialversicherungspflichtige Beschäftigung hat, für den ist die Nachricht von der Einführung eines Mindestlohns noch nicht ausreichend, weil sich gerade Künstlerinnen und Künstler häufig in einem Niemandsland zwischen Selbstständigkeit und Arbeitsvertrag bewegen. Möglicherweise ist daher für viele das "bedingungslose Grundeinkommen" erstrebenswert. Dies trifft - aus vielen nachvollziehbaren Gründen - auf die Skepsis in sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Kreisen. Aber wenn denn dem so ist, dann ist es umso wichtiger, die Frage nach einem angemessenen Einkommen zum Thema zu machen, wie auch andere Fragen der sozialen Sicherung, des Arbeits- und Urheberrechts von Bedeutung sind. Doch die Bedeutung von Kultur und kultureller Arbeit muss weit darüber hinaus gedacht werden. Kulturelle Kompetenz und Bildung sind grundlegend, um mehr Chancengleichheit in der Gesellschaft zu erreichen. Kunst und Kultur sind Katalysatoren von Toleranz und sozialem Miteinander in Zeiten der Globalisierung. Sie sind zugleich Humus für das Weiterdenken, für Fortschritt und neues Denken. Künstlerinnen und Künstler können Impulse geben, Richtungen verstärken - aber sie können sich auch abwenden bzw. sich zunehmend lauter zu Wort melden.


Signale in Richtung der Kreativen senden

Es sind also dicke Bretter zu bohren, um wirkliche Signale in Richtung vieler Kreativer zu senden. Eine Wahlkampfunterstützung von Künstlerinnen und Künstlern in einem Umfang, wie sie in den Zeiten Willy Brandts möglich war, ist nicht einfach wiederholbar. Es war die Aussicht auf mehr Teilhabe in der Gesellschaft, die damals viele Menschen in künstlerischen Berufen an die Seite der SPD führte - ein Thema, das in neuer Form auch heute wieder auf der Tagesordnung steht. Die Verständigung oder gar ein Bündnis mit den Kreativen in der Gesellschaft ist also ein strategisches Ziel für die Sozialdemokratie und zugleich alles andere als ein Selbstläufer. Heute geht es darum, die neuen kulturellen Lebenswelten zu verstehen, sie ernst zu nehmen und daraus eine Politik für die Zukunft zu formulieren.

Dieser Artikel erschien in der Berliner Stimme v. 24.1.2014
 
Das Kulturforum ist ein eingetragener Verein, der seine Arbeit aus den Beiträgen seiner Mitglieder finanziert. Der Mitgliedsbeitrag pro Jahr beträgt 50 Euro. Beitrittsformulare und Berichte über die Arbeit des Kulturforums gibt es unter www.kultur-in-berlin.com

Donnerstag, 6. Februar 2014

Berlinale Tagebuch 2014

Fazit

Die Messen sind gesungen. Keinen der "Bären haben wir bei "unserem" 25. Berlinale-Jahrgang gesehen, aber zumindest den "Panorama-Publikumspreis", den äthiopischen Film "Difret" - sicherlich einer der besten Filme der diesjährigen Berlinale. Es war kein schlechter Jahrgang - was immer subjektiv ist, weil 20 Filme gesehen zu haben, heißt, ungefähr 380 nicht gesehen zu haben. What ever. Es gibt auf der Berlinale immer - und diesmal auch im Wettbewerb - äußerst sehenswerte Filme. Das reicht dem Feuilleton nicht, - und natürlich vor allem nicht der Leuchtturm des kleinbürgerlichen West-Berliner Journalismus des Tagesspiegel. Dabei hat Herr Schulz-Ojala diesmal nicht den Artikel aus dem letzten Jahr reaktiviert (wie sonst üblich), sondern er hat ein neues Motiv: Nicht allein dem Festival in Cannes wird Berlin nicht das Wasser reichen können, auch "Toronto" nicht. Die brauchen keinen Wettbewerb, weil sie ja schon die amerikanischen Highlights herauspicken können. Bei soviel Selbstbewusstsein fällt einem ja nun auch nichts mehr ein. 

Auf derlei können wir aber in Berlin gerne auch in Zukunft verzichten, auf den Tagesspiegel sowieso. Daher: Auf zum 65. der Berlinale!



So. 16.2. "Macondo"

Der letzte Film  für diese Berlinale am "Publikumstag" . Eine Geschichte über die Schwierigkeiten politischer Flüchtlinge in Wien am Beispiel einer tschetschenischen Familie. Der Vater ist tot, man weiß nicht genau wie, aber offensichtlich als einer, der gegen die russische Besatzung gekämpft hat. Kein spektakulärer Film, aber: Sehenswert.

Wettbewerb
Österreich 2013, Deutsch, Tschetschenisch
R.: Sudabeh Mortezai
D.: Ramasan Minkailov, Aslan Elbiev, Kheda Gazieva


https://www.berlinale.de/external/de/filmarchiv/doku_pdf/20143697.pdf



So, 16.2. "Sto spiti"


Dieser Film ist eine Griechisch-deutsche Koproduktion - oder  umgekehrt. Vielleicht so eine kleine Wiedergutmachung: "Wie sind doch gar nicht so" ... Und der Koproduzent ist das "kleine Fernsehspiel des ZDF". Das hätte man vorher sehehn müssen, dann wäre man gar icht auf den Gedanken gekommen, diesen Film anzusehen. Dabei wäre da Thema: Hausmädchen ("Freundin", Ersatzmutter, "Mädchen für alles") in einer begüterten Familie ja in Krisenzeiten nicht ohne. Im Kino gab es durchaus Fans, deswegen Rückzug auf die Aussage: Hat micht nicht interessiert, keine Minute. Zwiespältig.

Forum
Griechenland / Deutschland 2014
Griechisch, Georgisch
R.: Athanasios Karanikolas
D.: Maria Kallimani, Marisha Triantafyllidou, Alexandros Logothetis, Zoi Asimaki, Giannis Tsortekis


https://www.berlinale.de/external/de/filmarchiv/doku_pdf/20143250.pdf


So, 16.2. "Al doilea joc"

Unglaublich. Der Sohn des Schiedrichters Adrian Porumboiu schaut sich mit seinem Vater ein Spiel zwischen Steaua und Dynamo Bukarest aus dem Jahr 1988 an. Ein Jahr vor dem Fall des Ceaușescu-Regimes. Und weil das Spiel im Dezember stattfindet, schneit es. Immer mehr. Es läuft das Spiel, man sieht nichts anderes, aber man hört, wie sich Vater und Sohn unterhalten. Kino-Minimalismus für Unerschrockene. Gerade noch: Annehmbar.

Forum
Rumänien 2014
R.: Corneliu Porumboiu


https://www.berlinale.de/external/de/filmarchiv/doku_pdf/20144303.pdf


So, 16.2. "Schweden 2013, 80 Min


Das Thema wäre spannend. Die schwedische Stadt Kiruna ist durch des Erzabbau gefährdet und es ist inzwischen beschlossene Sache, dass ein Teil der Stadt - und zwar erhebliche Teile des Zentrums - umgesiedelt werden. Das ist aber nicht, was der Film uns sagen will. Hier geht es darum, dass alles vergänglich ist - und so. 

Es handelt sich um einen Film für Jugendliche - die waren aber zurecht nicht im (wunderschönen) Zoo-Palast, sie hätten wahrscheinlich auch große Mühe gehabt, die Handlungsfäden - falls es die gibt - zusammen zu  halten. Oder ist es ein Altersproblem, das nicht (mehr) zu verstehen? Der Film lohnt aber denn doch - wegen der tollen Bilder aus Lappland und wegen einiger hübscher Szenen. Annehmbar.

Generation
Schweden 2013
R.: Sofia Norlin
D.: Sebastian Hiort af Ornäs, Lina Leandersson, Alfred Juntti, Ella Nordin" 


https://www.berlinale.de/external/de/filmarchiv/doku_pdf/20141248.pdf



Sa, 15.2. "Papilio Buddha"

Die Programmankündigung war eher irreführend. Denn dieser Film handelt weniger um die Geschichte zweier schwuler Freunde, sondern vielmehr um den Kampf der Dalits der "Unberührbaren" um ihre Rechte. Je weiter die Handlung geht, umso verzweifelter erscheint die Lage der Menschen. Ein sehr politischer Film, der zeigt, wie wenig bekannt die gesellschaftliche Situation in der "größten Demokratie der Welt" bis heute ist. Leider waren es zu wenige Zusschauerinnen und Zuschauer, die den Film sahen und auch die sehr interessanten Erläuterungen von Regisseur Jayan Cherian mitbekommen konnten. Sehenswert.

Indien / USA 2013, Malayalam
R.: Jayan Cherian
D.: Kallen Pokkudan, Saritha Sunil, Sreekumar SP, David Briggs


https://www.berlinale.de/external/de/filmarchiv/doku_pdf/20141367.pdf


Sa, 15.2. "In Grazia di Dio"

Die Eurokrise führt zur Schließung einer kleinen Textilfirma in Süditalien. Der Film zeigt die Geschichte einer Familie und die unterschiedlichen Rektionen und Konsequenzen. Die Krise ist schlimm, aber der drohende Zerfall der Familie verschärft die Situation. Sehr schöner, sehr italienischer Film mit guten SchauspielerInnen. Sehenswert.

Panorama
Italien 2014
R.:Edoardo Winspeare
D.: Celeste Casciaro,  Laura Licchetta,  Barbara De Matteis,  Anna Boccadamo,  Gustavo Caputo


https://www.berlinale.de/external/de/filmarchiv/doku_pdf/20143354.pdf


Fr, 14.2. " Wu Ren Gu"

Als der Rechtsanwalt Pan Xiao so gut wie erledigt ist, kommt die Wende: Er besteigt ein Pferd, nimmt das GPS in die Hand und reitet wie der Teufel durch die Wüste. Die chinesische Produktion "No Man's Land" ist ein völlig absurder Film. Er spielt an der Kreuzung zwischen Western, Road-Movie und Aktion-Film.  Gut gemacht. Sehenswert.

Wettbewerb
Volksrepublik China 2013, Mandarin
R.:Ning Hao
D.: Xu Zheng,  Yu Nan,  Huang Bo,  Dou Bujie


https://www.berlinale.de/external/de/filmarchiv/doku_pdf/20147226.pdf


Do, 13.2. "Difret"

Ein außergewöhlicher und spannender Film aus Äthiopien, der auf einem wahren Fall aus dem Jahr 1998 beruht. Eine 14jährige wird entführt und erschießt ihren Vergewaltiger, der sie zur Heirat zwingen will. Sie muss als Konsequenz mit der Todesstrafe oder der Rache eines Teils ihres Stammes rechnen. Als sie den Schutz und die Hilfe einer Rechtsanwältin erhält, gerät diese aber selbst immer stärker in Schwierigkeiten. Im Kino International waren nach der Aufführung nicht nur die Schauspielerin anwesend, die die Rechtsanwältin spielt,  sondern auch die wirkliche Anwältin Meaza Ashenafi, die bis heute eine wichtige Rolle in einem Netzwerk für die rechtlichen Hilfe von Mädchen spielt. Die eigentliche Hauptperson  des Films, das Mädchen Hirut lebt noch, kann aber bis heute nicht offen leben, geschweige denn in ihre Heimat zurückkehren. Herausragend.

Panorama
Äthiopien 2013, Amharisch
R.: Zeresenay Berhane Mehari
D.: Meron Getnet,  Tizita Hagere


https://www.berlinale.de/external/de/filmarchiv/doku_pdf/20143025.pdf


Mi, 12.2. "César Chávez"

Ein Film über die Geschichte des Gewerkschafters César Chávez, der in den 60er und 70er Jahren den Kampf um die Organisation kalifonischer Landarbeiter führt. Der Fillm beruht auf vielen historischen Tatsachen, die auch immer wieder in dokumentarischen Einblendungen gezeigt werden. Dabei geht es von John F. Kennedy über Robert Kennedy, der im Film durch einen etwas zu alt und faltig geratenen Schauspieler dargestellt wird - aber in dem Film sehr gut weg kommt - bis hin zu Nixon und Regan. Trotz des Themas ein sehr "amerikanischer" Film, der auf die Heroisierung des Hauptdarstellers nicht verzichten will. Nach dem Film erscheint mit der Crew auch eine Gewerkschaftsführerin, die das Publikum im Friedrichstadt Palast zu einem donnernden "César Chávez - Viva!" animiert. Durchaus: Sehenswert.

Berlinale Special
USA 2013, Englisch, Spanisch
R.: Diego Luna
D.: Michael Peña,  America Ferrera, Rosario Dawson, John Malkovich, Jacob Vargas, Wes Bentley


https://www.berlinale.de/external/de/filmarchiv/doku_pdf/20140002.pdf



Di, 11.2. "Dans la cour"

Trotz aller Globalisierung halten sich erstaunlicherweise bis heute bestimmte nationale Film-Besonderheiten und Eigenständigkeiten. Was zum Beispiel den französischen Film betrifft, so ist er immer für extreme Absurditäten gut. Dieser Film mit großartiger Besetzung macht aus einer Pariser Hinterhof-Geschichte ein köstliches Kultur-Kleinod, das sich der sonstigen "realen" Welt schlicht und einfach zu entziehen scheint. Den Hauptanteil hieran hat der Verlegenheits-Hausmeister Antoine, hinreißend gespielt von Gustave Kervern. Sehenswert.  

Berlinale Special
Frankreich 2013
R.: Pierre Salvadori
D.: Catherine Deneuve, Gustave Kervern, Feodor Atkine, Pio Marmaï, Michèle Moretti,  Nicolas Bouchaud


https://www.berlinale.de/external/de/filmarchiv/doku_pdf/20147754.pdf




Mo, 10.2. "Lauf Junge, lauf"

Nein, kein Berlinale-Film - und man fragt sich, warum? Denn der hätte einen "Bären" verdient. Gezeigt wurde er beim inzwischen renommierten Berlinale Filmabend" der SPD im Willy-Brandt-Haus. Es ist die Geschichte eines jüdischen Jungen, dem es gelingt, aus dem Warschauer Ghetto zu fliehen. Es ist eine ergreifende Geschichte - und es ist erstaunlich, dass der deutsche Filmemacher Pepe Danquart mit der Regie für diesen Film beauftragt wurde. Es ist ein Film, in dem die Hoffnung auf eine Rettung nicht stirbt. Herausragend.

Frankreich, Deutschland, Polen
R,: Pepe Dankquart
D.: Andy Tkacz, Jeanette Hain, Rainer Bock


http://www.spd.de/spd-webapp/servlet/elementblob/15877466/content


So, 9.2. "The Turning"

Vielleicht liegt es ja daran, dass man nicht immer alles versteht. Da die Sprache der Berlinale Englisch ist, wird alles, was damit zu tun hat, nicht untertitelt. Auch zum Beispiel Filme aus Australien. Das wird besonders schwierig, wenn dabei auch noch Literatur in Szene gesetzt wird - und zwar drei Stunden lang in insgesamt 18 Kurzfilmen von dem bei uns unbekannten, aber in seiner Heimat berühmten Autor Tim Winton. Aus diesem Grund ist eine Kritik schwierig. Festgestellt wurde aber, dass es sich meistens um Geschichten am Meer und häufig zu Weihnachten handelt, und dass die Menschen meistens rauchen (was sie übrigens in der Filmwelt unberührt von allen Entwicklungen bis heute weitgehend tun). Eine herausragende Ästhetik war allerdings auch nicht festzustellen. Bedauerlicherweise wanderte dann auch ein beträchtlicher Teil des Publikums frühzeitig ab.

Australien 2013
R. :M. Walsh, W. Thornton, J. Clerc, R. Connolly, A. Lucas, R. Graham, A. Page, T. Ayres, C. McCarthy, S. Page, S. Gladwell, M. Wasikowska, S. Stone, D. Wenham, J. auf der Heide, J. Kurzel, Y. Lifschitz, I. Meadows
D.: Dougie Baldwin, Wayne Blair, Cate Blanchett, Jakory Blanco, Jarli-Russell Blanco, Rose Byrne, Dean Daley-Jones, Casey Douglas, Harrison Gilbertson, Josh McConville, Kate Mulvany, Matt Nable, Robin Nevyn, Miranda Otto, Joseph Pedley, Susie Porter, Richard Roxburgh, Matthew Shanley, Libby Tanner, Meyne Wyatt, Dan Wyllie, Hugo Weaving


https://www.berlinale.de/external/de/filmarchiv/doku_pdf/20146964.pdf


So, 9.2. "Al Midan"

Ehrlich gesagt, ich hatte diesen Film gar nicht auf meinem Zettel. Schon wieder ein Film über den Tahis-Platz, gibt doch schon genug! War aber eine falsche Einschätzung. Allein die Kamera, die Bilder waren es wert. Doch es war auch die Art und Weise, die gesamte Entwicklung in Ägypten über einen längeren Zeitraum zu verfolgen, die Veränderungen zu registrieren - und dabei eine Entwicklung zu zeigen - mit völlig unterschiedlichen Menschen, die ihre Einstellung, ihre persönliche Geschichte erzählen und dennoch als Teil des Gesamten erscheinen. Herausragend.

USA / Ägypten 2013
Arabisch, Englisch
R: Jehane Noujaim


https://www.berlinale.de/external/de/filmarchiv/doku_pdf/20148110.pdf



So, 9.2. "Patardzlebi"

Das ist ein georgischer Film. Und es ist wieder einmal ein sehr guter georgischer Film. Es geht um eine Frau, deren Mann im Gefängnis sitzt - und noch weitere 6 Jahre sitzen muss. Diese sogenannte "Rahmenhandlung" ist allerdings der Ausgangspunkt für ein sehr subtiles
Gesellschaftsbild einer schwierigen sozialen Realität. Ob sich ein Verleih in Deutschland traut? Sehenswert. 

Georgien / Frankreich 2014
R.: Tinatin Kajrishvili
D.: Mari Kitia, Giorgi Maskharshvili


https://www.berlinale.de/external/de/filmarchiv/doku_pdf/20143176.pdf


So, 9.2. "Loulou, l'incroyable secret"

Der Wolf liegt in einem Ruderboot und träumt vor sich hin, das Kaninschen liegt daneben. Die vollkommene Idylle. So geht die Geschichte los. Aber natürlich wird alles dramatisch - und Tiere gehen nicht immer nett miteinander um. Wer Zeichentrickfilme liebt, muss den gesehen haben. Sehenswert.

Frankreich 2013
Empfohlen ab 7 Jahren
R.: Grégoire Solotareff, Éric Omond


https://www.berlinale.de/external/de/filmarchiv/doku_pdf/20142535.pdf


Sa, 8.2. "Asabani Nistam!"

Kein Romeo und Julia, eher die griechische Tragödie um einen, der sich gegen das Schicksal - oder besser: die herrschende Moral und die sozialen Rangordnungen im Iran auflehnt. Interessante Dialoge, gewöhnungsbedürftige Schnitteffekte, insgesamt ein sehr interessanter Film. Sehenswert.

Panorama
Iran 2014, Farsi
R.: Reza Dormishian
D.: Baran Kosari,  Navid Mohammadzadeh,  Reza Behboudi,  Misagh Zare,  Bahram Afshari


https://www.berlinale.de/external/de/filmarchiv/doku_pdf/20148208.pdf





Sa, 8.2. "Jack"

Auf diesen Film war ich gespannt, kam eer doch in der Vorberichterstattung gut weg. Hörte sich interessant an: zwei Kinder suchen in Berlin ihre Mutter, eine die immer auf Trebe ist, aber sich nicht um ihren Nachwuchs kümmert. Die Kids waren dann auch das Beste in diesem Film, dessen Handlung aber bis zum Schluss wenig schlüssig war - und der Schluss nun, etwas überraschend, aber nicht so wirklich glaubwürdig. Annehmbar.

Wettbewerb
Deutschland 2014
R.: Edward Berger
D.: Ivo Pietzcker,  Georg Arms,  Luise Heyer,  Vincent Redetzki,  Jakob Matschenz,  Nele Mueller-Stöfen


https://www.berlinale.de/external/de/filmarchiv/doku_pdf/20142060.pdf


Sa, 8.2. " '71 "

Was ist das für ein Krieg, der in diesem Kriegsfilm gezeigt wird? '71 ist ein schockierender und schonungsloser Film über die Sinnlosigkeit "neuer" kriegerischer Auseinandersetzungen, zwischen Bürgerkrieg, (Stadt-)Guerilla und Armeeinsätzen. Es ist ein "totaler Krieg, es wird nicht zwischen Militär und Ziviler Gesellschaft unterschieden. Der Film zeigt, wie sich die Kriegführung verselbständigt, Fronten verschwimmen und schließlich die gesamte Gesellschaft ergreift. Deprimierend. Als Film: Hervorragend.

Wettbewerb
Großbritannien 2014
R.: Yann Demange 
D.: Jack O'Connell, Sean Harris,Richard Dormer,Paul Anderson


https://www.berlinale.de/external/de/filmarchiv/doku_pdf/20140777.pdf 


Fr. 7.2. "Ya Gan Bi Haeng"

Ein koreanischer Film mit einem nicht üblichen Thema: Homosexualität und Homophobie.  Ein Film, der Mut  beweist und einerseits unverstellt gesellschaftliche Mauern andererseits aber auch den Familien-Alltag zeigt - oder besser das was davon übrig geblieben ist. Zumindest hier erscheinen die koreanischen Verhältnisse vergleichbar. Dier Schulalltag, die autoritären Erziehungsnormen, die Intoleranz gegenüber Minderheiten - das alles erscheint sehr fern. Schauspielerisch überzeugend, zu lang und (vielleicht unvermeidlicherweise) szenenweise kitschig. Annehmbar.

Panorama
Republik Korea 2014, 144 Min
R.: LeeSong Hee-il
D.:Jae-joon
Kwak Si-yang

https://www.berlinale.de/external/de/filmarchiv/doku_pdf/20148178.pdf

Fr, 7.2. "Que ta joie demeure"   

Aus einem Kofferradio ertönt Bachs  "Que ma joie demeure" oder wie es deutsch heißt "Jesus bleibet meine Freude". Der Filmtitel wendet dies in "Que ta joie demeure" - aber von Freude keine Spur. Denn es geht um Menschen, die die Hälfte ihres Lebens mit einer Maschine verbringen. Diesen Maschinen widmet sich der Film ausgiebig mit interessanten Aufnahmen und einem herausragenden Ton. Dass es in Kanada noch so viele alte Maschinen gibt, man könnte sich wundern, aber das Spielt weniger eine Rolle. In diesem Film, der mit Schauspieler arbeitet und doch auch dokumentarische Züge trägt, wird durchaus nachhaltig  die Frage nach dem Sinn des Lebens gestellt. Denis Côté - wie sich nach dem Film herausstellt ein recht unterhaltsamer Regisseur - betont, er mache keine sozialkritischen Filme. Kann man so stehen lassen. Sehenswert.

Forum
Kanada 2014, 70 Min, Französisch 
R.:Denis Côté  
D.:Guillaume Tremblay, Emilie Sigouin, Hamidou Savadogo,Ted Pluviose, Cassandre Emmanuel 

https://www.berlinale.de/external/de/filmarchiv/doku_pdf/20147813.pdf

Do, 6.2.  Zu Beginn: Berlinale Frust-App und mehr

Auf ein Neues. Nunmehr zum 25. Mal zur Berlinale. Die Filme sind ausgesucht, die ersten Karten wurden ergattert. Musste in diesem Jahr nicht selbst anstehen, zum Glück, denn im International war die komplette Desorganisation angesagt. Als ob alle sehnsüchtig darauf warten, endlich wieder einmal zu erleben, wie etwas nicht funktioniert. Dafür gibt es eine Preiserhöhung. Schmerzlich, aber noch bleibt die Berlinale alles in allem ein publikumsfreundliches Ereignis.

Inzwischen gibt es auch eine Berlinale App. Die ist ganz hübsch, aber leider ziemlich unbrauchbar. Zum Beispiel fehlen die Bestellnummern, so dass man damit keine Karten kaufen kann (ohne die hinter einem stehenden nicht zusätzlich warten zu lassen). Nein stimmt nicht ganz, man findet sie versteckt indem man einen Link zu Webseite anklickt. Aber das konnte man auch vorher. Deshalb kann man kann auch den eigenen Account nicht nutzen usw. Also wird die App wieder gelöscht und auf Wiedervorlage gesetzt. Da bei der Berlinale Innovationen immer etwas länger dauern, schauen wir - sagen wir mal 2017 - wieder hinein.
Ansonsten Vorfreude auf die Filme, das Programm klingt vielversprechend. Es werden die Filme weniger berücksichtigt, die bereits in den Kinos vorangekündigt sind, interessant ist vor allem, was man sonst nicht so sieht. Besonders gespannt, wieder den Zoo-Palast zu genießen. 

Alles auf Start. Und das gehört ja auch dazu. Der Tagesspiegel sinniert, ob Berlin eingeklemmt zwischen "Toronto" und "Cannes" überhaupt bestehen kann. Wie jedes Jahr. Na dann kann es ja losgehen.

Sonntag, 10. November 2013

Gysi war auch dabei

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung gründet einen Gesprächskreis Kultur 


Er kann ja nicht überall sein. Gregor Gysi war natürlich nicht bei dieser Veranstaltung mit dem Titel "Eröffnung des Gesprächskreises Kultur der Rosa-Luxemburg-Stiftung", mit der ein Versuch gemacht werden sollte, dem Thema einen höheren Stellenwert in der Partei "Die Linke" zu verschaffen. Aber seine Äußerung war präsent: Die Kultur gehöre nicht zum Markenkern der Linken. Und zwar solange die soziale Frage nicht geklärt sei. Stirnrunzeln und Zweifel bei den Jüngerinnen und Jüngern. Wie hat er das gemeint? Hat er das gemeint, was er gesagt hat? Haben wir es nicht verstanden? Wollte er ein Zeichen geben? Ehrlich gesagt, das hätten viele andere in jeder anderen Partei auch sagen können. Kultur spielt in allen Parteien in der Regel eher eine Nebenrolle. 

Doch um was sollte es der Linkspartei gehen? Nach Meinung des Musikproduzenten Dieter Dehm vor allem um Großveranstaltungen, auf der die Kultur breit vertreten ist - wie sie die Unità in Italien oder die Humanité in Frankreich mit hunderttausenden Besuchern auf die Beine bringen. Ach ja und die "UZ" der DKP preist Dehm als gutes Beispiel (Originalton DKP-Webseite: "Erfolgreiches Fest führte zu guter Stimmung"). Und die SPD, die soviel Geld habe, dass sie Peter Maffay vor dem Brandenburger Tor singen lassen kann. Ok, es war nicht Peter Maffay, sondern Roland Kaiser und ob sich die SPD das in den nächsten 150 Jahren noch einmal wird leisten können, muss man sehen.

Aber eigentlich ging es ja um mehr, um die Frage: Was ist und was bedeutet eigentlich Kultur für eine linke Partei? Hierzu gab es zwei sehr unterschiedliche Teilveranstaltungen: Am ersten Tag wurde präsentiert, was sie sich unter Kultur vorstellt: möglichst viel und wenig zueinander Passendes und was inhaltlich mit dem Fazit beschrieben werden kann: Künstlerinnen und Künstler sind arm und man muss sich gegen den Kulturabbau wehren. Soweit, so richtig. Aber auch zu kurz gegriffen.

Der zweite Tag - von den Kulturleuten bestimmt - kam dann der Sache näher. Dietrich Mühlberg - sozusagen die personifizierte Kulturwissenschaft - führte zunächst ein in den Kulturbegriff der Linken und begann mit in dessen historischen Entwicklung: vom Aufschauen der jungen Sozialdemokratie zur bürgerlichen Klasse zur Forderung "Kunst dem Volke", vom kulturellen Antrieb für die soziale Frage über die Spaltung der Sozialdemokratie hin zu den Anläufen und zum Scheitern einer Kulturrevolution in der Sowjetunion.

Dietrich Mühlberg warnte in der Bewertung der aktuellen Diskussion davor, Kultur und Kunst gleichzusetzen und beschrieb gleichzeitig eine widersprüchliche Entwicklung. Auf der einen Seite sind es nur etwas über ein Drittel der Bevölkerung, die sich mit Kunst im herkömmlichen Verständnis auseinandersetzten, gerade 3-5% seien im engeren Sinne kulturell unterwegs. Dahingegen kommt die Hälfte der Bevölkerung mit der "Kunst" gar nicht in Berührung. Auf der anderen Seite steige die Zahl derjenigen rasant, die kulturbezogene Berufe ergreifen - nämlich um 4%, das heißt 50.000 Menschen zusätzlich in jedem Jahr. Die Frage wäre zu stellen, ob hier ein neues Proletariat entstehe und damit eine Zielgruppe linker Politik. Im weiteren Verlauf nahm dann Alexandra Manske diese Diskussion auf und setzte sich kritisch mit der These auseinander ob Künstlerinnen und Künstler zur "idealtypischen Sozialfigur im flexiblen Kapitalismus" würden (und damit der Durchsetzung neoliberaler Kapitalstrategien Vorschub leisteten) und stellte Beispiele vor ("Koalition der freien Szene" und "Haben und Brauchen"), die diese These in Frage stellen. Kunstschaffende als Vorboten der Gentrifizierung sind immer wieder Gegenstand von Debatten der Stadtentwicklung, hier ging es aber um die Arbeitsorganisation. Deutlich scheint aber, dass die Bedeutung von Kultur und Kulturproduktion für viele Bereiche der Gesellschaft zunimmt. 

Ein weiteres Thema war die Frage, ob sich Linke mit der Massenkultur auseinandersetzen sollte, die in der Vergangenheit immer wieder von links als manipulativ und damit als schädlich angesehen wurde. Ja meint Kaspar Maase, der seit langem über dieses Thema arbeitet. Es gehe um "mehr und qualitativ bessere populäre Kultur". Schließlich würden die Menschen im Schnitt täglich mehrere Stunden vor dem TV sitzen und man können heute schon eine erhebliche Zunahme von Qualität gegenüber früherer Produktion erkennen. Über Beeinflussung müsse man indes im Bereich der Informationsmedien reden, denn hier erscheine das Mitgeteilte quasi 1 : 1 als die Wirklichkeit. 

Die Veranstaltung war als Einstieg in eine längerfristige Beschäftigung gedacht. Wenn das Projekt Erfolg hat, dann könnte auch Gregor Gysi erkennen, dass Kultur und soziale Wirklichkeit sich ganz nett im Markenkern treffen könnten.


Sonntag, 3. November 2013

Kennen Sie Frau Zieseke?


Großes Fest im Kesselhaus der Uferstudios zur Verabschiedung von Christiane Zieseke am 23. Oktober. Hier einige (unvollständige) fotografische Eindrücke von einem äußerst gelungenen Abend.


Zum Einstieg das international zusammengesetzte Quartett "Very Merry Maries".

Improvisation mit Saxophon auf der Empore:Uli Kempendorff und Ignaz Schick

Die Gäste lauschen der Ton-Collage "Kennen Sie Frau Zieseke?" von Ekkehard Ehlers und Barbara Gstaltmayr.

Kulturstaatssekretär Andé Schmitz bei seiner Rede vor interessantem Bühnenhintergrund.
"Elekronisches Glück" mit Klaus Schöpp und Marc Lingk (nicht zu sehen an der Elektronik)

Was sol ich denn hiermit?
Also gut ...
... dann muss ich wohl doch ein paar Worte sagen.


Das Gemeinschaftsgeschenk aus der Druckwerkstatt des Kulturwerks des bbk: Christiane Zieseke mit Moderator Martin Clausen.
Shermin Langhoff mit Stéphane Bauer

Dr. Konrad Schmidt -Werthern, Abteilungsleiter Kultur, mit Sabine Weissler, Kulturstadträtin in Mitte

Simone Willeit (Tanzbüro) und Wibke Behrens (nGbK)

Ingo Weber und seine alte Mitarbeiterin


Gastgeberin Barbara Friedrich umgarnt von einem bildenden Künstler

Kolleginnen Margarete Haaf-Sonntag und Karin Hofmann mit Begleitung

Claudia Reimann, Personalchefin der Kulturverwaltung, mit André Schmitz

... und ein Walzer zum Finale des offiziellen Programms.